Auszeichnung für wegweisende Entwicklung im Chipdesign
In der für die Entwicklung von Mikroelektronik unverzichtbaren Automatisierung des Chipentwurfs (Electronic Design Automation - EDA) ist es ein Glücksmoment, wenn sich wissenschaftliche Arbeit in industriellen Nutzen überführen lässt. Dies verdient eine Auszeichnung, die Prof. Dr. Jürgen Scheible von der Hochschule Reutlingen für seine wegweisenden Beiträge für die Automatisierung des Chip-Entwurfs vom edacentrum in Hannover erhält.
Mit dem EDA Achievement Award 2023 würdigt das edacentrum Innovationen, die maßgeblich zur Verbesserung des Mikroelektronikentwurfs beitragen. Mit seinem Team entwickelte Professor Jürgen Scheible Entwurfswerkzeuge für den Schaltungs- und Layoutentwurf von Chips, die Entwurfsautomatisierung auf eine neue, innovative Art “denken” und umsetzen und deren Leistungsfähigkeit im industriellen Umfeld gezeigt werden konnte. Durch diese Arbeiten ist Jürgen Scheible für den prozeduralen Schaltungsentwurf genauso ein Wegbereiter, wie für seine Mitarbeiter und Partner. Er ist damit einer der Leistungsträger für die Entwurfsautomatisierung in Deutschland.
Technische Innovationen basieren heutzutage fast immer auf den Möglichkeiten der Mikroelektronik, die daher längst zu einer Schlüsselindustrie geworden ist. Mikrochips stecken heute nicht nur in Computern und Autos, sondern in fast allen technischen Produkten. Die sogenannte Chipkrise, in der wir uns immer noch befinden, hat dies besonders deutlich gemacht. Mit dem „European Chip Act“ hat die EU deshalb ein Förderpaket in Höhe von 43 Mrd. € zur Stärkung der europäischen Mikroelektronik aufgelegt. Da Chips aber nicht nur gefertigt, sondern auch entwickelt werden müssen, geht es dabei auch um den Aufbau von Kompetenzen im Bereich Chipdesign. Bund und Länder unterstützen dies mit entsprechenden Programmen. „Wir brauchen dringend mehr Chipentwicklerinnen und -entwickler und darüber hinaus bessere Entwurfswerkzeuge. Dies ist das Thema meiner Forschung und Lehre, die mit diesem Preis ausgezeichnet wurde: die EDA („Electronic Design Automation“ und „Electronics, Design and Applications“). Im Masterstudiengang Leistungs- und Mikroelektronik der Hochschule Reutlingen vermitteln wir genau diese Kompetenzen“, so Professor Dr. Jürgen Scheible. „Mittlerweile sind ein Drittel unserer Studierenden Ingenieure aus der Industrie, die sich diese dringend benötigten Kenntnisse bei uns im Teilzeitstudium aneignen. Gerade jetzt, wo das Thema Mikroelektronik im politischen und industriellen Fokus steht, ist die Verleihung dieses Preises an die Hochschule Reutlingen von besonderer Bedeutung.“
Der EDA Achievement Award wird für besondere Forschungs- und Entwicklungsleistungen im Bereich EDA verliehen. Preiswürdig waren Arbeiten von Einzelpersonen oder Teams, die zur Erreichung der Ziele der vom Bund und Länder geförderten Programme besonders beigetragen haben. Dabei sind insbesondere solche Beiträge berücksichtigt worden, die eine mess- und damit nachweisbare Verbesserung bzw. Beschleunigung des Entwurfsprozesses und damit einen industriellen Nutzen bewirkt haben.
Das edacentrum ist das deutsche Netzwerk für Elektronik-Design und -Anwendungen. Es organisiert und bündelt die Interessen der Wirtschaft und der Wissenschaft bezüglich neuer Herausforderungen im Themenfeld des Entwurfs mikroelektronischer Komponenten und Systeme (Chipdesign) sowie deren Anwendungen.